Pokalsensation knapp verpasst!

DC Flying Eagles e.V. – Husaren Darter Sontra 5-7

Am Ende fühlte sich das unterlegene Team wie der Sieger des Abends. Der Gewinner hingegen, so konnte man den Eindruck gewinnen, beinahe wie der Verlierer. Dabei zog doch der haushohe Favorit aus Sontra in die nächste Runde ein. Was war geschehen? Doch der Reihe nach.

Nachdem die Flying Eagles durch ein Freilos kampflos in die 2. Runde des Hessenpokals einzog, stand am Mittwoch, den 18.09.2024 die Pokal-Premiere an. Die Losfee zog den vermutlich schwersten Gegner: Die Husaren Darter aus Sontra gaben sich die Ehre in Groß-Zimmern. Unzufrieden war man mit diesem Los indes nicht. So war doch der Wunsch nach einem Heimspiel deutlich größer, als nach einem vermeintlich einfachen Gegner. Wollte man doch gerne einer langen Anreise entgehen. Diese hatten nun die Husaren Darter aus dem nordhessischen Sontra. Knappe 4,5 Stunden mit dem Auto mussten Sie für Hin- und Rückfahrt unter der Woche hinnehmen. Logisch, dass der Pokalfinalist des Vorjahres auf einen kurzen Prozess bedacht war, um möglichst schnell wieder die Heimreise antreten zu dürfen. So einfach wollten es Ihnen die Flying Eagles jedoch nicht machen. Die Vorgabe war klar: Mit allen Kräften wehren, die Partie so lange wie möglich offenhalten und den Gegner somit ein klein wenig ärgern.

Gespielt wurde, wie auch in der Liga zunächst in einem 8er Einzelblock und, falls es dann überhaupt noch dazukommen sollte, anschließend in einem 4er Doppelblock. Sobald im Pokal ein Team das 7. Spiel gewinnt, und somit die Partie (vor-)entschieden ist, gilt das Spiel als beendet.  Nur wenn sich beide Teams darauf verständigen, dass das Spiel zu Ende gespielt wird, darf das gemacht werden. Die Husaren Darter haben gleich zu Beginn signalisiert, dass daran verständlicherweise kein Interesse besteht.

So war das Mindestziel beim Heimteam schnell formuliert: Man wollte es zumindest noch in den Doppelblock schaffen. Hierzu mussten zwei Einzel gewonnen werden, was gegen den aktuellen Tabellenführer der Hessenliga schwer genug erschien. Da im Pokal mindestens 8 verschiedene Spieler eingesetzt werden müssen, durften sich einige auf ihre HDV-Premiere freuen. Dazu gehörten Andreas und Pascal, die gleich die ersten beiden Spiele bestritten.  Kevin Kuhn, der Gegner von Andreas legte auch gleich mal direkt los wie die Feuerwehr. Bei einem zwischenzeitlichen Average von über 90 spielte er zwei 180er und zwei Shortlegs (15er und 18er). Andy wurde vernichtend 3-0 vom Board gefegt. Man konnte erahnen, was dem Heimteam an diesem Abend blühen konnte.  Sollte der Gegner dieses Niveau halten, würde ein Whitewash wohl kaum verhindert werden können. Wie sich schon bald herausstellen sollte, konnten sie es nicht.

Im Parallelspiel verlor Pascal zwar denkbar knapp mit 2-3, aber jetzt durften die ersten beiden Legs auf der Habenseite verbucht werden. Und das gab auch allen anderen Selbstvertrauen. Spätestens jetzt war allen klar: Der zweifache Hessenpokalsieger der Jahre 2022 und 2023 war nicht unverwundbar! Zwischenstand 0-2.

Die Spiele 3 und 4 wurden von Lukas und Timo bestritten. Auch Lukas Gegner bot eine starke Leistung. Ein Average von knapp 62 war Ende zu viel, so dass auch diese Partie glatt 0-3 verloren ging.  Zwischenstand 0-3. Also doch alles standesgemäß?  In solchen Situationen gewinnt der Führende für gewöhnlich weiter Oberwasser, während das unterlegene Team beginnt zu resignieren. Doch nicht an diesem Abend. Seltsamerweise gab es dem Team aus Sontra keine zusätzliche Sicherheit. Was auch erheblich daran gelegen sein dürfte, dass die Gastgeber keinesfalls auch nur einen Hauch von Resignation oder Verunsicherung verspüren ließen. Ganz im Gegenteil: Das komplette Team trat einfach weiter selbstbewusst auf, ganz so, als könnten sie das Ruder noch herumreißen.  Und tatsächlich, nun sollten sich die ersten Erfolge einstellen. Timo rang seinen Kontrahenten mit einer bärenstarken Vorstellung 3-1 nieder. Ein Average von 64,04 und ein 17er Shortleg unterstrichen seine außergewöhnliche Leistung. Ein Wirkungstreffer! Trotz einem Zwischenstand von 1-3 schien der Gast weiter verunsichert, während das Selbstvertrauen der Groß-Zimmerner weiter wuchs.

Im 5. Einzel konnte Markus diese deutlich anzumerkende Verunsicherung für sich nutzen und mit einem 3-1 einen glanzlosen Sieg einfahren. Zwischenstand: 2-3. Damit war das Minimalziel erreicht. Eine Vorentscheidung im Einzelblock war nicht mehr möglich. Es würde also noch mindestens ein Doppel gespielt werden müssen. Dennis spielte im sechsten Leg sehr stark auf und wusste mit einem außergewöhnlich hohen Average gegen einen ebenfalls starken Kontrahenten lange zu gefallen. Etwas Double Trouble führte schließlich dazu, dass es trotz Matchdarts am Ende nicht ganz reichen sollte und die Begegnung denkbar knapp mit 2-3 verloren ging. Zwischenstand: 2-4

Die letzten beiden Einzel bestritten Ahmet und Oliver. In beiden Partien war auch hier die Verunsicherung der Nordhessen deutlich zu spüren. Unerklärlicherweise war aber plötzlich auch beim Heimteam eine gewisse Nervosität eingetreten. Vielleicht zu viel Kopfkino nach dem Motto: „Was wäre wenn“? Fakt war, dass sowohl Ahmet, als auch Oliver unter ihrem Möglichkeiten blieben. In der Folge gab es zwei mäßige und dennoch spannende Begegnungen, die man am Ende knapp und durchaus auch etwas unglücklich 1-3 und 2-3 verlor. Mindestens eines der beiden Spiele hätte man gewinnen können, wenn nicht sogar müssen. So hieß es jedoch nach dem Einzelblock: 2-6

Somit waren die Nordhessen nun nur noch einen Sieg von der 3. Runde entfernt. Das sollten die Gäste wohl nun locker nach Hause schaukeln. Oder etwa doch nicht? Die Flying Eagles mussten nun gleich im ersten Spiel das Beste aufbringen, was sie zu bieten hatten, um die Vorentscheidung vielleicht doch noch etwas zu verzögern. Dem Duo Timo/Dennis wurde diese Aufgabe zuteil. In einem äußerst spannenden Match zeigten sie Leg um Leg ein außergewöhnlich gutes Timing und konnten somit tatsächlich einen 3-2 Sieg erringen, obwohl sie einen deutlich schlechteren Average (55,8 zu 61,6) spielten. Zwischenstand: 3-6

Somit musste das Parallelspiel von Markus/Lukas weiterlaufen, da die Vorentscheidung immer noch nicht gefallen war. Die Blicke auf die Uhr häuften sich bei den Gästen inzwischen auffällig oft. Wähnte man sich doch eigentlich schon längst auf der Autobahn. Auch in diesem Spiel gab es ein Kopf- an Kopfrennen, wenngleich auf niedrigerem Niveau, aber nicht minder spannend. Matchdarts wurden auf beiden Seiten vergeben, doch am Ende stand ein weiterer 3-2 Sieg für das Heimteam. Zwischenstand: 4-6

Genervt musste der Gegner nun also doch über die volle Distanz gehen. Die letzten beiden Doppel mussten nun tatsächlich gespielt werden, was zuvor wohl nur die wenigsten für möglich gehalten hatten. Andreas/Pascal ließen ihren Gegnern keine Chance und siegten äußerst souverän und deutlich 3-0. Der klarste Sieg für das Heimteam an diesem Abend. Unglaublich! Zwischenstand: 5-6. So langsam fing es an nach Sensation zu riechen. Alle Doppel gingen bis hierher an den Underdog. Sollte es an diesem denkwürdigen Abend in der Angelgartenstraße tatsächlich zum Showdown kommen? Musste tatsächlich ein Teamleg eine Entscheidung bringen?  Das Parallelspiel sollte diese Frage also abschließend beantworten. Alle Anwesenden verfolgten dieses Spiel nun äußerst gebannt. Die Stimmung im gesamten Raum war zum Zerreißen gespannt. Zunächst sah es so aus, als könnten Michael/Ahmet nicht dagegenhalten. Schnell stand es 0-2.Doch aufgeben und hängen lassen war tabu an diesem Abend. Sie kämpften sich in das dritte Leg und verkürzten auf 1-2. Im dritten Leg gingen die Gäste schnell wieder in Front, stellten sich 40 Rest und ließen in der Folge die ersten Matchdarts liegen. Ahmet durfte nochmal ran, nachdem ihm Enni zuvor mit 110 Rest eine durchaus gute Ausgangslage gestellt hatte. Ahmets erster Pfeil steckte auch gleich direkt in der Triple 20! Rest 50! Wie würde er sich entscheiden? Direkt einen Matchdart auf das Bullseye? Warum nicht? Wenn er nicht trifft, hat er vielleicht Glück und die Chance auf einen 2. Matchdart. Oder wählt er eine sichere Variante über die 18 oder 10? Er entschied sich für den vermeintlich sicheren Weg über die 18 und TRIFFT… Triple 18. Überworfen! Unfassbar! Der Gegner nutzt im Gegenzug seine Chance zum entscheidenden 1-3.

Endstand 5-7

Wie groß der Druck und die Belastung bei den Husaren Dartern am Ende tatsächlich war, lässt sich ganz gut nach dem entscheidenden Matchdart ablesen. Kai Kellner von den Husaren Dartern sank auf dem Oché in sich zusammen. Die Szenerie erinnerte stark an Ricardo Pitreczko nach dessen entscheidendem Matchdart gegen Peter Wright im Finale der German Darts Championship 2023.

Und so fühlten sich die Südhessen wie die Gewinner. Den ambitionierten Hessenligisten an den Rand einer Niederlage gebracht zu haben, fühlte sich für die Flying Eagles eben verdammt gut an, wenngleich sie furchtbar gerne das Teamleg gespielt hätten. Einen Favoriten hätte dann wohl niemand mehr ausmachen wollen. Ein Pokalabend, an den sie sich in Groß-Zimmern noch sehr lange erinnern werden.

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